Kurt litt erheblich, es ging ihm schlechter und schlechter. An ein baldiges Stoppen und Zelten war aber nicht zu denken. Es gab nirgends Wasser, und die Straße war stellenweise so steil und unwegsam, dass wir schieben mussten. Beim ersten Fluss schöpften wir Wasser, das auch noch recht klar war. Obwohl es nur noch ein paar Kilometer bis zum See waren, schlugen wir uns gleich in den Busch zum Zeltaufbau.

Beim Duschen schüttelte es Kurt vor Kälte, trotz 35 Grad Hitze. Es gab jede Menge lästiger Buschfliegen, sie krabbelten uns in Ohren, Nase und Mund und setzten sich an die Augen. Wenn man sie zerdrückte, stank es. Deshalb flohen wir ins Zelt. Kurt hatte mittlerweile über 39 Grad Fieber und nahm brav die Antibiotika, die ich ihm gab.

Als es anfing zu dämmern und die Fliegen sich langsam verzogen hatten, krabbelte ich aus dem Zelt, um einen Tee zu kochen und ein bisschen zusammenzuräumen. Da entdeckte ich im Busch einen Mann, der wild mit seiner Machete fuchtelte und mir befahl, mich hinzusetzen. Als ich mich umsah, waren wir umstellt von etwa 20 Männern, die entweder Macheten hatten oder mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Die Bögen und Pfeile waren nicht sehr groß, sahen eher aus wie von

Kindern zum Indianerspielen gemacht. Aber sicherlich konnten diese Männer damit gut umgehen, und wer weiß, mit was die Pfeilspitzen getränkt waren. Die Pfeile waren in die Bögen gespannt und zielten auf mich.

Angst hatte ich keine, dazu ist in solch bedrohlichen Situationen nie Zeit. Schon damals in Argentinien, als ein Halbstarker mit einem langen Messer an meinem Fahrrad hing, war das so gewesen. Die Angst kommt erst später, wenn alles vorbei ist, und das ist auch gut so. Am liebsten hätte ich den Männern gesagt, sie sollen sich doch etwas näher zusammenstellen, damit ich ein Foto machen kann. Es sah einfach unwirklich aus, doch ich folgte lieber ihren Befehlen und setzte mich auf den Boden.

Kurt kam aus dem Zelt, dank der Antibiotika war sein Fieber gesunken. Er durfte noch nicht einmal den Reißverschluss schließen ...